Fundsachen für Sachensucher - Bildschöpfer zu Hause.
Eine Kreativ-Anleitung
Günter Grass hat in seinem Leben immer wieder gezeichnet, gemalt und besonders in seinen Aquarellen Bild und Schrift miteinander verbunden. Dabei hat er viele Fundstücke aus der Natur und Alltagsgegenstände aus dem Haus und Garten genau „unter die Lupe“ genommen, gezeichnet oder gemalt.
Besonders hat er dabei Dingen, Gegenständen und kleinen Tieren Beachtung geschenkt, die oft im Alltag übersehen oder als selbstverständlich angesehen werden.
Durch das Betrachten und Malen sind sie kostbar geworden. Grass hat häufig seine Gedanken besonders auffällig dazu geschrieben, meist in den Farben des Bildes.
Da wir im Moment - durch das Coronavirus bedingt - viel mehr Zeit zu Hause, im Garten oder der Natur verbringen, können wir auf Grass' Spuren ebenfalls Fundsachen finden.
Wir wollen euch Mut machen, euch umzusehen und „normale“ Gegenstände wiederzuentdecken und ihre Schönheit zu sehen: in ihren Farben, mit ihren Schatten und ihren Formen.
Vielleicht habt ihr auch Lust aufzuschreiben, wo ihr sie gefunden habt, was euch durch den Kopf gegangen ist oder was ihr damit vorhabt. Macht doch mal ein Gedicht daraus. Sicher habt ihr viele eigene Ideen!
Um „Losmalen“ zu können, benötigt ihr diese Materialien:
- eine Unterlage (z. B. eine Pappe von einem alten Block)
- Papier (am Besten mehr als 180g)
- Wasserfarben
- Pinsel und kleine Stöckchen (Äste oder Bambus)
- Bleistift und Radiergummi
- Wasserglas und Papiertuch
- auf dem Bild sind noch Klebeband und drei Ölwachskreiden zu sehen
Und natürlich braucht ihr ein paar Fundstücke, die ihr zu Hause, im Garten oder in der Natur, in der Garage oder im Schuppen gefunden habt. Ich habe ein paar Schneckenhäuser, Federn, Muscheln, Blätter, Blumen und Obst genommen. Aber auch Fundstücke wie z. B. ein alter Schlüssel, ein Pinsel oder Werkzeuge sind wunderbar zu malen.
Weitere Materialien können eure Bilder interessanter machen und aufpeppen:
- Klebeband (washi-tape) zum Abkleben für Stellen, die im Bild weiß bleiben sollen, für Muster oder Rahmen
- Stempel, um Schrift im Bild hinzuzufügen
- evtl. Draht und eine Schere, um die Bilder auszuschneiden und anhängen zu können
Geht doch auch mal in die Natur zum Malen! Die Bilder werden oft lebendiger und du kannst viel entdecken! Du brauchst erst einmal nur Papier und Bleistift und los geht es!
Wir beginnen mit der Nass-In-Nass-Technik
am Beispiel einer Feder, die ich gefunden habe.
Wenn es dir gefällt, kannst du mit einer alten Zahnbürste und Farbe plus Wasser Spritzer auf das Blatt bringen.
Das lockert das Gesamtbild auf.
Willst du auch die Schicht-Technik ausprobieren?
Du kannst dafür mit dem Bleistift vorzeichnen oder gleich mit Pinsel und Farbe loslegen.
Sieh dir dein Fundstück genau an und gucke, welche Farben darin enthalten sind. Dabei ist auch Fantasie erlaubt und Farben dazu zunehmen, die du magst.
In der ersten Schicht trägst du die Stellen auf, die hindurchscheinen sollen. Ich habe hell begonnen und bin dann Schicht für Schicht dunkler geworden.
Mit der zweiten, dritten und allen weiteren Schichten gewinnt dein Gegenstand an Form. Er wird immer dreidimensionaler!
Wichtig ist dabei, dass du guckst, ob es Linien gibt, die gebogen sind und die dabei helfen, die Form zu erkennen. Bei den Schnecken ist es die Spirallinie, die die Form des Schneckenhauses beschreibt. Aber es sind noch mehr Linien zu sehen, die die Bogenform des Schneckenhauses anzeigen.
Probiere auch die Wachs-Technik aus!
Für die Wachs-Technik benötigst du Wachsmaler (ich habe Ölkreiden genommen) mit denen du schreiben oder etwas malen kannst.
Wenn du mit weiß malst, hier z. B. die weißen Blütenblätter der Gänseblümchen, bleibt diese Stelle beim Übermalen mit Wasserfarbe frei. Wenn du bunte Farben verwendest, hier für die Blattadern, Blüten oder die Schrift, sticht die Farbe nach dem Übermalen intensiv hervor.
Dies ergibt tolle Effekte. Probiere doch einfach mal deine eigenen Ideen aus!
Mit Fundsachen malen?
Mit kleinen Ästen kannst du wie Günter Grass mit schwarzer Farbe einen Gegenstand oder ein Tier zeichnen.
Hier habe ich zusätzlich mit dem Klebeband einen Rahmen geklebt, den ich nach dem Übermalen wieder abgenommen habe.
Statt mit dem Pinsel zu schreiben, kannst du auch ein paar Worte oder Gedanken stempeln.
Um deine Kunst zu zeigen, kannst du deine Zeichnungen und Bilder ausschneiden und diese mit einem Draht oder Faden aufhängen. Oder du malst gleich auf ein Blatt in einer bestimmten Form.
Bild und Text: © Nicole Kayser-Siewert