Ringelnatz.
Kunst und Komik.
10.09.2017 bis 02.04.2018
Die Gedichte von Joachim Ringelnatz erfreuen sich seit mehr als 100 Jahren ungebrochener Beliebtheit. 1883 wird der Lyriker als Hans Bötticher im sächsischen Wurzen geboren. Als er seine Verse mit 25 Jahren zum ersten Mal in der Münchener Künstlerkneipe Simplicissimus auf der Bühne vorträgt, ist das Publikum von seinem anarchischen Sprachwitz sofort gebannt. Legendär wird später seine Bühnenfigur des Matrosen Kuttel Daddeldu.
Rastlos zieht Ringelnatz als Kabarettist in den Zwanzigerjahren durch das vom Ersten Weltkrieg und wirtschaftlichen Krisen erschütterte Land. Er bewegt sich in den Kreisen der Künstlerbohème, zu der u.a. Frank Wedekind, der in Lübeck geborene Schriftsteller Erich Mühsam und später in Berlin die Bildhauerin Renée Sintensis, die Schauspielerin Asta Nielsen sowie Kurt Tucholsky, Karl Hofer oder Otto Dix zählen.
Anders als seine Lyrik ist das bildkünstlerische Werk des reisenden „Artisten“, als der er sich selbst bezeichnet, deutlich weniger bekannt. Bereits 1905 beginnt er während einer Ausbildung zum Kaufmann in Hamburg erste Ölbilder zu malen. Ab 1922 wendet Ringelnatz sich intensiv der Malerei zu. Bereits ein Jahr später stellt die Galerie Flechtheim in Berlin 58 Gemälde und Zeichnungen aus. Weitere Ausstellungen folgen etwa in Wien und Frankfurt.
Die Schau nimmt die Malerei als Ausgangspunkt, um der komplexen Persönlichkeit des Künstlers nachzuspüren, der in seinen Bildern die Absurdität und Zerrissenheit einer sich im Wandel begriffenen Gesellschaft zu bannen versucht. Insgesamt werden rund dreißig Aquarelle, Zeichnungen und Ölgemälde gezeigt. An Audiostationen sind Auszüge aus seinen Prosawerken und Gedichten zu hören. Besonders junge Gäste dürfen in der Mitte der Ausstellungsfläche in einem echten Ruderboot Platz nehmen. Kinder können darin Auszügen aus dem „Geheimen Kinder-Spiel-Buch“ und dem „Kinder-Verwirr-Buch“ von Joachim Ringelnatz lauschen oder mit Materialien aus diesen phantasievollen Kinderbüchern kreativ basteln und malen.
So öffnet die Schau dem Publikum ein Fenster in die Welt des enigmatischen Artisten und setzt den zu Unrecht meist auf seine humoristischen Verse reduzierten Künstler in Bezug zu den gesellschaftlichen Entwicklungen und künstlerischen Strömungen der 1920er-Jahre.
1933 erhält Joachim Ringelnatz mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten Auftrittsverbot, ein Teil seiner Bücher werden verbrannt. Seine Bilder werden später als „entartet“ aus Museen und Sammlungen entfernt und zum Teil vernichtet. Heute sind 138 Ölbilder von dem 1934 an Tuberkolse verstorbenen Künstlers bekannt, viele davon wurden allerdings zerstört. Zudem sind zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle erhalten.
Die in der Ausstellung „Ringelnatz: Kunst und Komik“ gezeigten Werke sind u.a. Leihgaben des Joachim-Ringelnatz-Museums Cuxhaven, der Hamburger Kunsthalle und des Altonaer Museums sowie verschiedener Privatsammler. Vier der gezeigten Ölgemälde stammen zudem aus dem Nachlass von Harry Rowohlt.
> Den Ausstellungs-Flyer im PDF-Format können Sie HIER downloaden.