Der erste Satz eines Romans ist die Schwelle zu einer neuen Welt: Der Vorhang hebt sich, der Autor nimmt die Leser an die Hand und führt sie in eine neue Geschichte. Der erste Satz entscheidet darüber, ob man weiterlesen wird oder nicht. Die besten ersten Sätze lassen nur eine Entscheidung zu - sie fesseln und lassen den Lesern keine andere Wahl als weiterzulesen. Mit ikonischen Sätzen wie »Ilsebill salzte nach.« oder »Gestern wird sein, was morgen gewesen ist.« sind Grass' Werke in den Kanon der Weltliteratur eingegangen.
Zum Gedenken an den fünften Todestag von Günter Grass liest Jens Harzer die jeweils erste Seite aus den 16 Prosawerken des Literaturnobelpreisträgers. Der 1972 in Wiesbaden geborene Schauspieler ist Mitglied im Ensemble des Thalia Theaters und auf zahlreichen weiteren Bühnen zu sehen. Auch als Film- und Fernsehschauspieler ist Harzer sehr gefragt, so spielt er u. a. in »Babylon Berlin« mit. Seine Stimme ist vielen aus diversen Hörbüchern bekannt. Jens Harzer ist seit März 2019 Träger des Iffland-Ringes, der den bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstlern des deutschsprachigen Theaters verliehen wird. Die Filme hat Marina Galic erstellt.
»Zugegeben: ich bin Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt...«
»…Und einmal, als Mahlke schon schwimmen konnte, lagen wir neben dem Schlagballfeld im Gras.«
»Erzähl Du. Nein, erzählen Sie!«
»Das erzählte ich meinem Zahnarzt.«
»Liebe Kinder, heute haben sie Gustav Heinemann zum Präsidenten gewählt.«
»Ilsebill salzte nach.«
»Gestern wird sein, was morgen gewesen ist.«
»Zufuß zwischen Radfahrern, die sich in Haltung, Kleidung unendlich wiederholen...«
»Auf Weihnachten wünschte ich eine Ratte mir...«
»Der Zufall stellte den Witwer neben die Witwe.«
»Wir vom Archiv nannten ihn Fonty; nein, viele, die ihm über den Weg liefen, sagten...«
»Ich, ausgetauscht gegen mich, bin Jahr für Jahr dabei gewesen.«
»Warum erst jetzt?, sagte jemand, der nicht ich bin.«
»Ob heute oder vor Jahren, lockend bleibt die Versuchung, sich in dritter Person zu verkappen...«
»Es war einmal ein Vater, der rief, weil alt geworden, seine Söhne und Töchter zusammen...«
»Von A wie Anfang bis Z wie Zettelkram.«
Jens Harzer liest das gleichnamige Gedicht aus »Vonne Endlichkait«.