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Grass, Kehlmann und die Welt des Barocks

Grass, Kehlmann und die Welt des Barocks

»Gestern wird sein, was morgen gewesen ist. Unsere Geschichten von heute müssen sich nicht jetzt zugetragen haben.«

(Günter Grass)

Ist tatsächlich vergangen, was vor Jahrhunderten geschah? Berühren uns Themen, mit denen sich Künstler und Autoren vor langer Zeit beschäftigt haben, heute nicht mehr? Das Günter Grass-Haus lässt die Welt des Barocks aufleben und fragt, was die Probleme und Gedanken von damals aktuell für uns bedeuten können. 

Die Ausstellung »Grass, Kehlmann und die Welt des Barocks« wagt einen Ritt durch die Jahrhunderte und führt die Besucher vom Dreißigjährigen Krieg über die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute – in die Zeit des syrischen Bürgerkriegs. Im Zentrum stehen die Erzählung »Das Treffen in Telgte« von Günter Grass und der Roman »Tyll« von Daniel Kehlmann. Beide Autoren blicken in ihren Werken zurück in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, als in Europa ein verheerender Kampf um Glaube und Macht geführt wird.

Günter Grass lässt Barockdichter wie Gryphius oder Grimmelshausen 1647 in einem kleinen Ort zwischen Münster und Osnabrück zusammenkommen. Sie diskutieren, lesen, streiten, beklagen die Schrecken des Krieges – zugleich wird geschlemmt, gezecht und geliebt. Das fiktive Dichtertreffen spiegelt Themen und Mitglieder der Gruppe 47. Dieser Kreis von Schriftstellern, Kritikern und Verlegern, zu dem auch Günter Grass zählt, prägt das literarische Leben in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich. Die Autoren sehnen sich nach Frieden und kulturellem Aufbruch. In der Pflege der deutschen Sprache sehen sie ihre wichtigste Aufgabe ebenso wie darin, den kulturellen Austausch über territoriale und religiöse Grenzen hinweg zu fördern – 1947 wie schon 300 Jahre zuvor.

»Der Krieg war bisher nicht zu uns gekommen.«

(Daniel Kehlmann)

In Daniel Kehlmanns Roman »Tyll« zieht der bekannte Narr, Schausteller und Provokateur Tyll Ulenspiegel durch das vom Dreißigjährigen Krieg verwüstete Land. Er begegnet Figuren wie dem exilierten »Winterkönig« von Böhmen, dem melancholischen Henker Tilman oder dem sprechenden Esel Origenes. Kehlmann beschwört ein schrecklich-schönes Welttheater, in dem das Leben eine Bühne ist, auf der jeder nur seine Rolle spielt – und das unserer heutigen Welt nicht unähnlich ist. 

Hier finden Sie den Ausstellungsflyer zum Download.

Bild: Ori Gersht, Time After Time Untitled 22, 2006 © Ori Gersht



Grass, Kehlmann, and the World of Baroque


»The thing that hath been tomorrow is that which shall be yesterday. «                                                          

(Günter Grass)

 Is what happened centuries ago really past? To what extent do issues dealt with by artists and writers a long time ago concern us today? The Günter Grass-House is reviving the world of the Baroque and exploring what the problems and ideas from then mean to us today. 

The exhibition »Grass, Kehlmann, and the World of the Baroque« ventures on a ride through the centuries, leading the visitor from the Thirty Years' War to the years following World War II and to today, at the time of the Syrian Civil War. At the centre of the presentation are Günter Grass's narrative »The Meeting at Telgte« and Daniel Kehlmann's novel »Tyll«. 

Both authors look back in their works to the first half of the 17th century, when a devastating battle for faith and power was waged in Europe. 

Günter Grass has Baroque poets, such as Gryphius and Grimmelshausen, meet in 1647 in a small town between Münster and Osnabrück. They discuss, read, debate, lament the horrors of war—and at the same time there is dining, drinking, and lovemaking going on. The fictitious poets' meeting reflects issues and members of the famous Group 47. 

This circle of writers, critics, and publishers to which Günter Grass belonged has a decisive influence on post-war literary life in Germany. The writers long for peace and cultural awakening. They regard the care for the German language as one of their major tasks, along with fostering cultural exchange across territorial and religious borders—both in 1947 and 300 years earlier. 

In Daniel Kehlmann's novel »Tyll«, the well-known jester, showman, and troublemaker Tyll Ulenspiegel roams the country that has been ravaged by the Thirty Years' War. He encounters such figures as the exiled »Winter King« of Bohemia, the melancholic hangman Tilman, or the talking donkey Origenes. Kehlmann conjures up an at once terrible and beautiful theatre of the world where life is a stage on which everyone is only playing their roles—and which is not too different from our world today. 

Photo: Ori Gersht, Time After Time Untitled 22, 2006 © Ori Gersht


Video:

Wir präsentieren anlässlich unserer Barock-Ausstellung die Erzählung „Das Treffen in Telgte“ von Günter Grass als Playmobilversion! Großer Dank an „Sommers Weltliteratur to go“. Hier geht es zum Video

Ab sofort buchbar: